Politischer und gesellschaftlicher Wandel nach 1945

1965 gab sich Nidwalden als einer der ersten Kantone eine neue Kantonsverfassung nach modernen verfassungsrechtlichen Grundsätzen. Nach wie vor blieben die traditionellen Par­teien CVP und FDP die dominierenden politischen Kräfte, auch wenn sich ab den 1980er Jahren mit dem links-grünen Demokratischen Nidwalden (DN, heute Grüne Nidwalden) eine Oppositions­partei etab­lieren konnte. Dies änderte sich mit der Gründung einer SVP-Kantonalpartei 1999, die in den Folgejahren stark wuchs. Heute sind die Wähleranteile von FDP, CVP und SVP etwa gleich gross, wobei die FDP seit 2018 erstmals die grösste Landratsfraktion stellt.

Das Frauenstimmrecht hatte einige prominente politische Fürsprecher, weshalb es in Nidwalden etwas früher eingeführt wurde als in vergleichbaren Kantonen: 1970 wurde es – als siebenter Kanton der Schweiz – auf Gemeindeebene eingeführt, und 1971 stimmte Nidwalden als einziger Urschweizer Kanton dem Frauenstimmrecht auf Bundesebene zu.

In den 1980er und 1990er Jahren konzentrierten sich die politischen Auseinandersetzun­gen auf das von der Nagra geplante Endlager für radioaktive Abfälle im Wellenberg (Wol­fen­schies­sen). Ähnlich wie die Diskussion um das Bannalpwerk vermochte auch dieses Projekt die Massen zu mobilisieren. Es scheiterte am mehrfachen Nein des Volkes. Im Gefolge dieser Auseinandersetzungen wurde die Landsgemeinde 1996 an der Urne mit grosser Mehrheit abgeschafft. Die Zahl der Regierungsräte wurde in einer Verwaltungsre­form von neun auf sieben reduziert. Die ersten beiden Frauen wurden 2002 in die Regie­rung gewählt und 2006 bestätigt.

Das konstant hohe Bevölkerungswachstum nach 1930 löste eine gesellschaftliche Durch­mischung aus. Trotz der vielen Neuzuzüger verhinderte ein traditionell aktives Kultur- und Dorfleben und die Pflege des Brauchtums, dass die Nidwaldner Gemeinden zu reinen Schlafgemeinden der Agglomeration Luzern wurden. Dazu trugen neben Sport- und Kulturvereinen auch Veranstaltungen mit überregi­onaler Ausstrahlung wie beispielsweise die Stanser Musiktage bei.