Arnold von Winkelried – Legendenbildung und Identitätsstiftung

Arnold von Winkelried, der den Eidgenossen 1386 mit seiner Heldentat den Sieg in der Schlacht von Sempach geschenkt haben soll, ist in zeitgenössischen Quellen nicht belegt. Er taucht erst im 16. Jahrhundert in Heldenliedern auf. Die Forschung geht heute davon aus, dass Winkelried keine historische Person war. Der Mythos des Schlachthelden Win­kelried war dennoch sehr bedeutend. Seit dem 14. Jahrhun­dert war in Nidwalden eine ei­genstän­dige Ordnung entstanden, die noch auf unsicheren Beinen stand und gefestigt werden musste. In dieser Entwicklung diente Winkelried den Nid­waldnern – und den Eid­genossen – ab dem 16. Jahrhundert als Vorbild und als Identifikationsfigur. Das er­klärt auch, wieso Winkelried zu dieser Zeit zwar in Heldenliedern, jedoch nicht in Gefallenenlisten auf­taucht.

Eine ähnliche Rolle für das Selbstbewusstsein der Nidwaldner spielten auch die Herkunfts- und Wappenlegenden, die im 16. Jahrhundert in Chroniken, Liedern und Sagen auf­tau­chen. Diese erzählen, wie die Nidwaldner von noblen Römern abstammten und vor langer Zeit im Kampf für den Papst den Schlüssel als Wappen erhielten. 1512 verlieh Papst Julius II. diesen Herkunftslegenden quasi offiziellen Charakter, indem er den Nidwaldnern gestattete, den Doppelschlüssel in ihrem Wappen zu führen und dabei die Legenden "bestätigte".