Ist die Laienkultur in Nidwalden auf Unterstützung angewiesen?

17. April 2024

Fehlende Mitglieder und mangelnde Proberäume: Die Kulturvereine kämpfen mit einigen Herausforderungen. Am 2. Kulturforum Nidwalden debattierten Politikerinnen und Kulturschaffende darüber, welche Unterstützung die Laienkultur braucht – und will.

Dorftheater, Chöre und Blasmusiken: In Nidwalden findet ein grosser Teil des Kulturlebens in Vereinen statt. Die sogenannte Laienkultur ist omnipräsent. Gleichzeitig kämpfen die Vereine gegen Mitgliederschwund, finanzielle Probleme und logistische Herausforderungen. Wie lässt sich die Laienkultur effektiv unterstützen? Um diese Frage drehte sich das 2. Kulturforum Nidwalden, das kürzlich im Rahmen der Stanser Musiktage stattfand. Organisiert wurde es vom Amt für Kultur und von der Kulturkommission Nidwalden.

«Auch der Bund interessiert sich immer stärker für die Laienkultur – unter dem Begriff der kulturellen Teilhabe. Für uns Innerschweizer Kantone ist das Thema aber nichts Neues», sagte einleitend Ralph Aschwanden, Leiter des Amtes für Kultur Uri. Gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus Obwalden, Marius Risi, schreibt Aschwanden derzeit einen Bericht zu exakt diesem Thema. Der Bericht soll gesamtschweizerisch aufzeigen, wie mit Laienkultur umgegangen werden soll. «Das ist komplexer, als es scheint», so Marius Risi. Zu den Herausforderungen der Laienkultur-Förderung gehöre etwa, dass es schwierig sei, alle Vereine über eine Leiste zu schlagen. «Vom Feierabendchörli bis hin zum Tellspiel gibt es alles», hielt Ralph Aschwanden fest. Auch das Selbstverständnis der Vereine drifte mehr und mehr auseinander: «Die einen wollen gar kein Geld vom Staat, die anderen sind sehr froh darüber», bemerkte Marius Risi. Die fortschreitende Professionalisierung sorge für Personalengpässe: «Es gibt immer weniger Leute, die Aufgaben im Ehrenamt übernehmen wollen.»

In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurden die herrschenden Probleme bei den Kulturvereinen stärker beleuchtet. «Theoretisch helfen die Leute gerne in Vereinen, aber ihnen fehlt die Zeit», sagte etwa Franziska Filliger, Mitglied der Kulturkommission und Mitgründerin des «TheaterWärch». Deshalb müsse man sich auch der neuen Generation anpassen und flexiblere Modelle anbieten. «Die Lebensumstände der Leute haben sich geändert und dementsprechend müssen Vereine neue Formen finden», fand auch Landrätin Elena Kaiser (Grüne). Das habe sich etwa der feministische Frauenchor «Echo vom Eierstock» so überlegt. «Wir organisieren uns darum auf Projekt-Basis. Das heisst, es müssen nicht alle immer bei allen Projekten dabei sein.» Diese weniger verpflichtenden Strukturen kämen gut an. «Auch Stetigkeit kann Freude bereiten», relativierte Landrätin Karin Costanzo (Die Mitte). Sie verwies auf das Stanser Theater, bei dem es eine dreijährige Probezeit gebe. Ralph Aschwanden pflichtete bei: «Viele Vereine definieren sich darüber, was sie auf der Bühne machen. Aber der Zusammenhalt ist genauso wichtig. Man darf nie vergessen, warum man sich regelmässig trifft.»

Moderator Stefan Zollinger, Leiter des Amtes für Kultur Nidwalden, bemerkte: «Das wirkt auf den ersten Blick, als wären die Probleme der Vereine gar nicht finanzieller Natur.» Dem widersprach Karin Costanzo, die bei diversen Kulturvereinen für das Beschaffen von Geldern zuständig war und ist. «Das ist ein Knochenjob. Beziehungen sind für die Geldsuche das A und O, aber ich will die Leute auch nicht zu stark bedrängen.» Zwar gebe es nach wie vor Firmen, die bereit seien, Geld und Know-how zur Verfügung zu stellen. «Früher waren die Unternehmen allerdings eher grosszügig.» Dem stimmte Elena Kaiser zu: «Viele Vereine setzen nach wie vor stark auf Sponsoring. Doch die Möglichkeiten werden rarer.» Anders gesagt: Stiftungen und staatliche Unterstützung werden wichtiger.  Kaiser ergänzte, dass den Vereinen zunehmend die Infrastruktur fehle. Auch Marius Risi und Ralph Aschwanden kamen zum Schluss, dass die Förderung von Strukturen wie Probe- und Aufführungsräumen künftig wichtiger werden dürfte.

In der Diskussion stellte sich heraus, dass zumindest keine schwerwiegenden Nachwuchssorgen bestehen. Zwar werde die Gesellschaft zusehends mobiler, der Lebensmittelpunkt ist oft nicht mehr der Wohnort. Das habe aber auch positive Effekte, hielt Ralph Aschwanden fest. «Viele Junge, die zum Beispiel nach Luzern ziehen, engagieren sich nach wie vor stark in ihrem Heimatkanton.»

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